Passionierter Sammler mit Systematik – Pionier der Kategorisierung von Feierabendziegeln
Die Sammlung Edmund Bernt bildet den Grundstock der Ausstellung „Volkskunst Feierabendziegel“. Jedes der Exponate ist eine tönerne Urkunde, die von einem fast vergessenen Handwerk erzählt, das nach 500 Jahren durch die Industrialisierung unbezahlbar wurde.
Beim Aufbau des Heimatmuseums Leonberg weckten bereits 1973 dekorierte Handziegel das Interesse von Edmund Bernt. Schon damals, als Biberschwänze noch in Massen alte Fachwerkhäuser deckten, faszinierte ihn die schlichte Kunst der Handziegler.
Bei der Restauration seines Flachter Wohnhauses im Jahr 1993 verlegte Edmund Bernt über 10.000 historische Ziegel, die er vorher auf Abrissen oder bei Umdeckungen alter Häuser geborgen hatte. Bei alpinen Kletterpartien auf verrottenden Dachstühlen, wo unter 1.000 Biberschwänzen nur einer und oft auch keiner der begehrten Dekorziegel seit Jahrhunderten lag, entwickelte er seine Sammlerleidenschaft. Besaß er vor dem Hausbau 20 Feierabendziegel, sind es heute über 2.000.
Was er anfangs als Kuriosum rettete, wurde für Edmund Bernt zum Studienobjekt. Nach umfassender Quellenanalyse begann er seine eigene Ziegelausstellung für ein interessiertes Publikum zu konzipieren, die er ständig aktualisierte. Dabei inspirierte ihn der Erfahrungsaustausch mit seinen Sammlerkollegen Fridolin Briegel, Bernd Ratz und Tobias Reiff.
Wie sein „Initialzünder“ Dr. Karl Hillenbrand vor 40 Jahren leistete Edmund Bernt mit seiner Kategorisierung der Feierabendziegel hervorragende empirische Pionierarbeit. Eine vergleichbare Aufbereitung der Thematik durch die Geschichtswissenschaften steht bis heute aus.
Nach zehn erfolgreichen „Wanderjahren“ hat die Ausstellung „Volkskunst Feierabendziegel“ seit Dezember 2006 im Ziegelmuseum Bad Herrenalb ihr neues Zuhause.
Tafeltext Museum Herrenalb, mit freundlicher Genehmigung der Autorin Silke Rudolph